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Räbistamm Hornussen; oder wenn die Nuss zum Horn führt.

Müller Pascal 01.07.2017

Bei strahlendem Sonnenschein starten motivierte Ex- und Aktivräbis vom altbekannten Sageparplatz aus zum vergnüglichen Dreschen auf die Nüsse im beschaulichen Ort Chammeren.

Chammere hat einen Hornussplatz, einen Stall und ein Bauernhaus, mehr nicht. Erfahrene Geografiker und Städtekundler ahnen es bereits, der Ort ist nicht gleich Downtown, sondern «etwas» weiter draussen.

Doch so genau wissen dies die Räbis ja gar noch nicht. Mit vier fahrbaren Vehikeln geht die Reise los. Drei Gruppen besitzen modernste Navigationsmittel, das Vierte eine Google Maps Wegbeschreibung, welche nach der ersten grossräumigen Umfahrung wegen einer Baustelle nicht mehr verwendbar war. Es kommt natürlich so, wie es jedes Mal kommt, wenn man etwas mit Google sucht. Man findet etwas, dies muss jedoch nicht zwingend die richtige Lösung sein. Man klickt sich so durch, hat ca. 30min länger und muss zum Schluss verunsichert doch noch jemand Fachkundiges fragen, ob die Lösung stimmt.

Kurz gesagt: Unser Auto hat sich zweimal verfahren und nur die Eingeborenen in Lagnau konnten uns den Weg nach Chammeren weisen.

Endlich angekommen lernten wir als erstes die verzwackten Regeln des Hornussens. Nach allerlei Fachbegriffen wie «Nummero» und «abtue» sind wir bereit ein erstes Mal auf die Nüsse zu dreschen. Doch irgendwie verhindert der männliche Urinstinkt immer wieder erfolgreich, dass gestandene Männer mit ihrem geiselartigen Schwengel erfolgreich auf die Nuss schlagen können. Die Psychologisch für Männer etwas unglückliche Namensgebung muss hier als Hauptgrund für die anfänglichen Abschlagsschwierigkeiten gelten. Doch mit der Zeit hat auch das Räbihirn erfasst das mit der Nuss nicht die eigene, biologische Variante gemeint ist, sondern das Puckähnliche, schwarze Ding auf dem Boden. Plötzlich gelingen die Abschläge und der Jubel ist gross.

Zeit für Angst um die königlichen Juwelen kommt erst wieder auf, als es darum geht im Feld die Nuss mit einem Holzbrett, «abztue» oder anders «abzufangen». Mit bis zu 360km/h Abschlagsgeschwindigkeit und bis zu 160 km/h Aufprallswucht versteckt sich der Weise Räbi schnell hinter seinem Holzschild, wenn er nach dem Abschlag die Nuss in der Luft nicht mehr sieht. Denn sicher ist sicher, wer will schon ein Horn durch eine Nuss, (daher wohl der Name Hornnussen), oder Nuss auf Nuss schlagen…wär ja wie Ostern.

Nach einem feinen Abendessen ging es schliesslich wieder ins heimische Seetal zurück, wo einige ihre unbeschadete Rückkehr respektiv ganzen Nüsse noch in der Beiz feierten.